Montag 28.10.24
Das Majestic Hotel liegt im kolonial geprägten Bezirk 1 auf der Dong Koi Street 1. Es wurde 1925 vom chinesischen Geschäftsmann Hui Bon Hoa in einer Mischung aus französischem Kolonial- und Riviera-Stil erbaut. Seit ca. 2011 ist hier ein brachialer Neubau (30-stöckig, Glas-Stahl) in Planung. Da schien aber bisher immer wieder etwas dazwischen zu kommen. Jedenfalls gibt es neben dem Hotel einen Bauzaun, hinter dem sich offenbar nichts tut. Wäre auch schade… Denn das Hotel ist noch gut in Schuss. Details, wie das altbacken wirkende Bad, sind aus der Zeit gefallen. Andere Details, wie Möblierung und Fotos an den Wänden, das dunkle Parkett und die plüschige Auslegeware auf den Fluren, gehören zum Heritage-Flair einfach dazu. Im Bereich der Dong Koi liegen auch fußläufig einige der Hauptsehenswürdigkeiten aus der französischen Kolonialzeit. Damit wollten wir uns ausführlich am Tag drauf befassen. |
Nachdem wir geduscht und umgezogen waren, machten wir schon mal einen kleinen abendlichen Ausflug rund ums Hotel. Zunächst brauchten wir Bargeld. Ein Geldautomat, der unsere Karten akzeptiert, war zügig gefunden. Bei einem Euro-Dong(VND)-Umrechnungskurs von 1:27.000 waren wir ruckzuck Millionäre… Dann standen noch Abendessen und Erstbegehung der Rooftop-Hotelbar auf dem Programm. Um unser vorab ausgesuchtes Restaurant zu erreichen, mussten wir den Nguyễn Huệ Boulevard (eher ein langgezogener Platz) überqueren, der vom Saigon-River zum ehemaligen kolonialen Rathaus führt. Dort haben wir erste Erfahrungen mit den acht Millionen Mopeds Saigons gemacht. Ampeln sind bestenfalls Vorschläge, an die sich inzwischen, verglichen mit 2005, immerhin einige Verkehrsteilnehmer halten. Die meisten werden bei Rot etwas langsamer, kümmern sich aber nicht weiter um die wunderlichen Lampen. Zebrastreifen wurden vermutlich noch von den Franzosen auf die Straßen gemalt. Es weiß aber keiner mehr so recht, wozu sie gut waren. Als Anfänger schließt man sich am besten ein paar Einheimischen an, die die Straße überqueren wollen. Wenn gerade keine Einheimischen zur Hand sind, kleine Lücke im permanenten Moped-Strom abwarten und zügigen, festen Schrittes, ohne hastige Bewegungen oder Anzeichen von Angst, die Straße überqueren. Gegessen haben wir bei „Phở Sol“, einem mittelpreisigen Restaurant, wo es allerlei Variationen des vietnamesischen Nationalgerichtes Phở gibt. Dazu ein paar Saigon-Bier. Zur Abrundung des Abends nahmen wir einige Cocktails in unserer Hotelbar im achten Stock, die einen schönen Ausblick über den nahe gelegenen Saigon-River und die umliegende Bebauung bietet. |
Dienstag 29.10.24
Für 8.30 Uhr hatten wir eine Walking-Tour durch den ersten Distrikt gebucht. Leidlich ausgeschlafen trafen wir uns deshalb recht früh um 7:15 Uhr zum Frühstück. Der Treffpunkt war 10 Minuten vom Hotel entfernt, im Innenhof einer alten Opiumhandlung. Dort wurden wir von Trung, unserer Fremdenführerin, erwartet. Nach und nach trudelten weitere Teilnehmer ein. Gebucht haben wir den Walk bei GuruWalk: pay what you want. Normalerweise schaue ich für geführte Touri-Touren in der Klook-App. Da gab es aber nur eine vergleichbare Tour für überteuerte 40 EUR/pP… GuruWalk empfiehlt als „pay what you want“ ab 10 EUR pP. |
Mit insgesamt zehn Leuten machte sich Trung dann auf den 2 ½-stündigen Weg. Oper, Rathaus, Hauptpost und Notre Dame (wird leider gerade renoviert, ist eingerüstet und von innen nicht zu besichtigen) sind die Klassiker der französischen Kolonialarchitektur. Zwischendurch legten wir einen Kaffeestop im Café Cong ein. Cafés gibt es reichlich in Saigon. Seien es Ketten (viele einheimische und inzwischen auch Starbucks) oder auch einzelne Cafés, wie das Café Cong. EIgentlich kein Wunder angesichts der Tatsache, dass Vietnam nach Brasilien der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt ist. Die Tour endete vis à vis des ehemaligen Unabhängigkeitspalastes, der seit 1975 Wiedervereinigungspalast heißt. Wir waren hochzufrieden mit der kenntnisreichen Führerin und drückten Trung beim Abschied 1.200.000 VND in die Hand. Da wir gerade am Unabhängigkeitspalast waren, zahlten wir 120.000 VND Eintritt und besichtigten diese äusserst sehenswerte Zeitkapsel aus den frühen 1970ern. Alles sieht noch so aus, wie 1975, kurz bevor die Nord-Vietnamesischen T-54-Panzer durchs EIngangstor brachen. Nach der ca. 1 1/2-stündigen Besichtigung bekamen wir ein Hüngerchen und begaben uns ins nahe gelegene Ben Nghe Streetfood-Center, um einige vietnamesische Spezialitäten (Bun Cha, Dumplings, Nem etc) und Biere zu verkosten (333, Bia Saigon, Tiger). Dann war erstmal die tägliche, hitzebedingte Siesta im Hotel angesagt. |
Pünktlich zur Happy-Hour (2for1) fanden wir uns in der Roof-Top-Bar des Hotels ein. Nach Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes machten wir uns zum Saigon Skydeck auf, der verglasten Aussichtsplattform im 49. Stock des Bitexco Financial Towers. Dort hatten wir einen wunderbaren Panoramablick über das nächtliche Saigon. Fürs Abendessen fiel die Wahl der NBT-eigenen-Foodbeauftragten auf „Vo Roof – modern vietnamese Kitchen“ ganz in der Nähe. Das dachlose Restaurant im zweiten Stock bot so ziemlich alle vietnamesischen Klassiker. Lecker und moderat (für unsere Verhältnisse) bepreist. Modern war nur die Präsentation der Speisen und die Einrichtung. Das Publikum bestand aus vietnamesischer Mittelklasse und einigen Touristen. Nach dem Essen gingen wir gegen 22:00 Uhr zurück zum Hotel und zügig ins Bett. |
Mittwoch 30.10.24
Wir ließen es mit einem späten Frühstück etwas ruhiger angehen. Auf dem Plan für die Vormittagssession stand eine Begehung von Chợ Lớn, dem 5.Bezirk von HCMC und gleichzeitig eine der ältesten und größten Chinatowns der Welt. Chợ Lớn bedeutet übersetzt „großer Markt“. Passend zum Namen ließen wir uns von einem Grab (das Uber Südostasiens) zum Binh Tay Market, einem der größten Indoor-Märkte der Stadt fahren. Hier bieten hauptsächlich Großhändler ihre Waren feil, sodaß man als Tourist nicht von übereifrigen Verkaufsstrategen und Scammern behelligt wird und sich „in Ruhe“ umsehen kann. Wenn man 1.000 Paar gefakete Crocs braucht, ist man hier genau richtig. Hektisch ist es natürlich trotzdem und man steht irgendwie dauernd im Weg rum… Danach versuchten wir, uns per Google Maps durch Chợ Lớn zu navigieren. Das gelang nur so semi… Wir bekamen aber einen guten Eindruck des Gewusels in den Straßen Chợ Lớns, das noch einen Tick chaotischer als der Verkehr im 1.Bezirk ist. Wir schlossen das Chợ Lớn-Abenteuer mit einer Besichtigung des Thien-Hau-Tempels aus dem 18. Jahrhundert ab. In diesem taostischen Tempel wird hauptsächlich die Göttin Mazu verehrt, die hohes Ansehen bei seefahrenden Chinesen genießt, weil sie zu Lebzeiten durch übernatürliche Kräfte ihre Familie aus schwerer Seenot gerettet hat. Inzwischen war es Zeit für die Siesta. Ich bestellte einen Grab zum Tempel-Eingang und wir fuhren zurück zum Hotel. In einem 7Eleven nahbei deckten wir uns noch mit bekannten (Pocari Sweat) und unbekannten (Fanta Traube) Erfrischungsgetränken ein. Ersteres, trotz des komischen Namens, immer wieder gern. Letzteres bäh! |
Den letzten Abend begannen wir mit einem Spaziergang zur „Book Street“ in der Nähe von Hauptpost und Notre Dame. Es handelt sich um eine Art Fussgängerzonengasse, in der ein Buch-/Schnickschnack-/Souvenirladen auf den nächsten folgt. Verblüffenderweise fuhren dort tatsächlich keine Mopeds. Und die fahren sonst überall rum, wo sie eigentlich nicht dürften… Da wir aufs Mittagessen weitgehend verzichtet hatten, war es nun Zeit für ein frühes Abendessen bei Ngon, einem nett eingerichteten Restaurant mit Filialen (laut Papiersets) in Nha Trang, Phnom Penh, Berlin und bald auch Hanoi. Die Filiale in Berlin hat aber wohl schon wieder geschlossen (oder schon länger und die Sets müssen noch verbraucht werden!?). Hier speisten hauptsächlich Einheimische der wachsenden vietnamesischen Mittelschicht. Ein besonderes Schauspiel bot ein sehr junger Herr Wichtig, der minutenlang wild gestikulierend, sein Handy anbrüllend im Restaurant auf und ab tigerte, was für einige Belustigung bei Servicepersonal und Gästen sorgte. Die Speisekarte beinhaltete köstliche vietnamesische Klassiker, von denen wir einige orderten (Cơm Tấm, Bun Cha, Süppchen, Frühlingsrollen roh und frittiert, Dessert) und mit Tiger Beer runterspülten. Inzwischen war es draußen dunkel und wir drehten noch eine letzte abendliche Fototour durch den ersten Bezirk, die in der Rooftop-Bar unseres Hotels endete. |
Da hast Du unseren tollen Aufenthalt perfekt zusammengefasst.
Ich fühle mich geehrt als offizielle NBT-eigene-Foodbeauftragte Erwähnung gefunden zu haben 😘