Tag 4 – Sur –> Wahiba Sands

Mi, 21.11.2018
Wetter Sur: 27°C – sonnig
Wetter Bidiyah: 31°C – sonnig
Entfernung 115 Km + 30 Km Wüstenpiste
Unterkunft Wüste: Safari Dunes Camp

Nach dem Frühstück brachen wir zügig auf, da wir noch einen 40-Km-Schlenker ins Wadi Bani Khalid machen wollten. Am Ortsausgang von Sur deckten wir uns noch mit Proviant und Wasser ein. Dann ging es über exzellent ausgebaute Autobahnen Richtung Bidiyah.

Zum Wadi Bani Khalid, einem im oberen Teil lieblichen Flusslauf mit viel Grün und Wasserbecken, bogen wir auf eine breite Landstrasse ab. Die führte uns am unteren, nur phasenweise lieblichen Teil des Wadis ans Ende eines Staus.
An einer Abzweigung regelte die Polizei den Besucherstrom in einen separate Warteschlange. Feiertag! Der halbe Oman wollte wohl ins Wadi.
Nach einer Stunde stehen, beschlossen wir, das Wadi Wadi sein zu lassen und gaben auf. Also fast. Auf dem Rückweg hielten wir an einer von den phasenweise lieblichen Stellen des unteren Wadi-Verlaufs und schlugen uns in die Gärten. Die hatten wir ganz für uns allein und schön wars dort auch. Zum längeren Verweilen luden die Gärten nicht ein.

Wir fuhren also bald weiter nach Bidiyah, wo wir im Büro unseres Zeltcamps die Übernachtung bezahlten und uns Instruktionen für den Trip in die Wüste geben liessen. Den Hinweis, dass sich meine Offroad-Erfahrung auf das Befahren von sauerländer Waldwegen im Winter beschränkt, wischte der freundliche Checkin-Mitarbeiter locker beiseite.  Allrad an, Sperren rein, Luft aus den Reifen und immer geradeaus bis zum Safari Desert Camp, dann noch acht Kilometer zum Safari Dunes Camp. Zwischendurch eine fiese Düne und am Ende eine knackige Steigung. Alles gespurt. No Problem. Falls wir stecken bleiben, langsam rückwärts rollen.
Er gab uns noch eine kopierte Wegbeschreibung mit und wies darauf hin, dass der Hauptteil der Übernachtungsgäste in ca. einer Stunde aufbrechen würde. Ansonsten hätten wir ja seine Telefonnummer, falls wir richtig stecken bleiben. Auf die anderen wollten wir nicht warten und fuhren schon mal los. Zunächst ging es zum Reifendienst, den Luftdruck vermindern lassen. Dann fuhren wir durch den Ort zum Beginn der Sandpiste. Allrad und Differentialsperre rein und los. Es liess sich ganz gut an. Die erste Düne ging es knackig hoch. Vorbei an einem Pulk Landcruiser, die dort die Aussicht genossen. Die zweite Steigung habe ich einen Hauch zu weit rechts angefahren und blieb prompt stecken. Also rückwärts rollen. Im Rückspiegel sah ich die Landcruiser heranfahren und lenkte weiter an den Rand. FEHLER! In einer Senke ging es weder vor, noch zurück. Die Landcruiser waren inzwischen vorbei und es war absolute Stille in der Wüste. Die Sonne brannte auf uns herab und zwei der Reifen waren komplett eingegraben. Als nicht so versierter Allradfahrer hätte ich jetzt gedacht, dass die beiden anderen Reifen, die so gar nicht eingebuddelt waren, die Arbeit machen. Taten sie aber nicht. Wir hingen drin im Sand. Ich rief unseren Mann in Bidiyah an. Der war cool, wir nicht so. Die anderen Campgäste kämen ja gleich. Die würden uns rausziehen. No Problem. Nach Zehn Minuten hielt ein GMC Denali (Fullsize-SUV V8, viele hundert PS), der da hoch pflügte, als wäre es nichts. Die Seitenscheibe ging runter, wir sagten der freundlichen verschleierten Einheimischen, dass Hilfe unterwegs sei, sie sagte No Problem und liess ihren Mann aussteigen. Der begutachtete die Szenerie, prüfte mit der Hand die Reifen und fragte, ob Allrad und Sperre drin sind.
Zwischendurch hatten sich alle Seitenscheiben des GMC geöffnet und ca 10 Kinder und die Schwiegermutter(?) schauten uns interessiert zu. Die Schwiegermutter machte hinterher noch ein paar Fotos von den doofen Touristen.
Unser potentieller Retter klemmte sich hinter das Steuer von unserem Micro-SUV und versuchte, auszuparken. Ging auch nicht. Nun nahm er ein Abschleppseil mit Schäkeln aus dem Kofferraum, liess seine Frau den GMC in die richtige Position fahren und schäkelte das Seil an beiden Autos fest.
Er hiess uns einsteigen. Die Frau fuhr an, er fuhr an. Raus waren wir. Am Ende der Steigung bedankten wir uns überschwenglich und verabschiedeten uns schon mal. Hier gab es dann auch keinen Handyempfang mehr. War knapp…
Nun fuhren wir voraus (sicher ist sicher) und irgendwann waren sie aus dem Rückspiegel verschwunden, da wohl abgebogen.

Ohne weitere Zwischenfälle kamen wir am Safari Desert Camp an und nahmen dort dankend Wasser, Omani Coffee und ein paar Datteln entgegen. Das Camp war relativ gross mit Kamelreiten und Quad-Bespassung. Auf dem Parkplatz standen locker 20 SUVs, aus denen Gepäck ausgeladen wurde. Wir dankten für die Erfrischungen und verabschiedeten uns zügig, um den Rest der Strecke anzugehen.

Bis zum Abzweig zu unserem Camp war der Weg gut zu befahren.Dort kam uns ein Nissan X-Terra entgegen. Wir machten freundlicherweise Platz und schwupp steckten wir wieder fest. Der freundliche westlich gekleidete Einheimische, der den X-Terra fuhr, wendete und das Abschleppseilspiel ging von vorne los. Man entwickelt ja eine gewisse Routine…

Das letzte Stück war das anspruchsvollste der ganzen Strecke. Da ich aber in der Ideallinie blieb und mit Schmackes die Rampe hoch fuhr, gelang es. An der Gemeinschaftshütte wurde von dem diensthabenden Beduinen (wie sich später herausstellte, war er ein Bangladeschi in Dishdasha) erst mal Kaffee und Datteln gereicht. Dann zeigte er uns unsere Unterkunft. Eine ca. 40qm große Hütte mit Zeltdach und Panoramafenster. Sehr gediegen. Von den Hütten gab es insgesamt fünf plus die Gemeinschaftshütte. Also eher sehr klein und überschaubar, das Camp. Kein Stromerzeuger störte die Stille. Energie wird hier aus Solarzellen gewonnen und gepuffert. Perfekt!
Der Campverwalter pries den Sonnenaufgang am nächsten Tag an, den man ganz famos aus dem Bett durch die Panoramascheibe beobachten könne.  Dann drängte er uns zum Aufbruch in die Wüste zum bevorstehenden Sonnenuntergang. Wir fanden ein Plätzchen auf einer Düne und waren hin und weg. Nach dem Spektakel gingen wir zurück und warteten aufs Abendessen. Das wurde als omanisches Spezialitätenbuffet gereicht. Dazu gab es Mishkak-Fleischspiesse mit Kamel und Rind. Danach noch eine Portion Halwa und Bananenpudding.

Mit uns am Tisch sass ein entzückendes österreichisches Ehepaar, dass nach Verrentung nur noch in der Welt rumjettet. Coole zweite Lebenshälfte…

Bevor ich die 1000-Worte-Grenze knacke und Ulli mich haut, beenden wir den Ereignisreichen Tag lieber.

2 Gedanken zu „Tag 4 – Sur –> Wahiba Sands“

  1. Mit unserer Hawaii-Erfahrung hoch zu den Teleskopen, kann ich mir eure Wüstentour lebhaft vorstellen – muss eine faszinierende und beeindruckende Erfahrung gewesen sein. Schön zu lesen – nimmt einen richtig mit!

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  2. Ich schon wieder … Die Sandwüste ist ein zutiefst beeindruckender Ort. Die Stille ist faszinierend und durchaus auch ein bisschen unheimlich, wenn das Gefährt im Sand stecken bleibt – selbst wenn man weiß, dass in ein paar Minuten das nächste Auto kommt, einen rauszieht und die ganze Aktion völlig ungefährlich ist. Demut vor der Natur stellt sich da ganz automatisch ein – und ordentlicher Respekt vor den „Wüsten-Fahrkünsten“ der Omanis (beiderlei Geschlechts). Apropos Fahrkünste: Lauis Lernkurve war wirklich steil. Die Anfahrt zur Unterkunft hat er bravourös gemeistert!!!

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