Tag 6 – Nizwa und Umgebung

Fr, 23.11.2018
Wetter Nizwa: 29°C – heiter
Unterkunft Nizwa: Nizwa Heritage Inn (1*)

Jeden Freitag morgen findet in Nizwa der berühmte Ziegenmarkt statt. Wir mussten recht früh raus, weil der Slot für die Ziegen um 8:30 Uhr endet. Dann kommen die Rinder dran. Auf dem Weg dorthin kamen wir am Wadi vorbei, das als Parkplatz für den Souq und die Altstadt dient. Dort sahen wir, wie eine Dame kindskopfgroße Gesteinsbrocken, die wohl ungünstig um Männes SUV lagen, ins Flussbett warf. Immerhin hielt ihr Gatte während der Aktion ihre Handtasche…

Die auf dem Markt angebotenen Tiere werden auf einem überdachten Rundkurs neben dem Souq an den Interessenten vorbei geführt. Potentielle Käufer stehen oder sitzen am nächsten dran. Es geht recht laut zu.
Insgesamt kommen hier (geschätzt) mehrere hundert Einheimische aus Nizwa und Umgebung am Markttag zusammen . Käufer, Verkäufer, Ziegenführer, Zuschauer, Väter, die ihre Söhne in die Kunst der Qualitätsbegutachtung und des Ziegenhandels einweihen. Alles dabei. Die (auch geschätzt) 100 Touristen fallen in dem Spektakel nicht weiter auf.  Gut so.
Gegen 8:10 Uhr füllte sich der Rundkurs und es kam etwas Hektik auf. Kurz vor Schluss wurde nochmal alles, was an den Käufer gebracht werden sollte, in Marsch gesetzt. Das erinnerte etwas an die letzte Qualifying-Runde vor Formel1-Rennen.
Wenig später wurde es merklich leerer. Ein erstes Kalb tauchte im Rund auf und wir trollten uns zum Frühstück im nahe gelegenen Nizwa Fort Café. Local Breakfast (Kichererbsencurry, Spiegelei, Pfannkuchenstücke mit Dattelsirup), Lemon-Mint-Juice und Caffe Illy.

Nach dem Frühstück stand das Auschecken aus dem Hotel an. Für die nächsten zwei Tage hatte ich ein Zimmer im „Nizwa Heritage Inn“ mitten in der Altstadt gebucht.

Aber erstmal fuhren wir ins Umland, nach Al Misfah al Abriyeen im Jebel Al Akhdar-Gebirgszug.
Eine gut ausgebaute steile Serpentinenstrecke führt hinter Al Hamra nach Al Misfah hinauf. Unterwegs hielten wir an einem Aussichtspunkt, wo schon ein SUV mit einer einheimischen Familie stand. Nachdem wir unsere Fotos gemacht hatten und gerade wieder fahren wollten, bot uns das Familienoberhaupt Qahwa an, den wir dankend annahmen. Danach holte er noch eine Schüssel (selbstgemachtes?) Halwa aus der Picknickbox, von der er uns probieren liess. Wir bedankten uns herzlich und fuhren weiter. Echt klasse diese Gastfreundschaft!

In Al Misfah parkten wir am Ortseingang und erblickten den Horror. Red Bull war mit irgendeiner Downhill-MTB-Challenge zahlreich im Dorf eingefallen. Grusel. Vor Schreck liefen wir erstmal in den „falschen“, den modernen Teil des Dorfes auf der anderen Seite der Schlucht. Vom Turm der Moschee wurde mit der Freitagspredigt das gesamte Dorf beschallt. Mal was anderes.
Wie sich heraus stellte, war der Teil  gar nicht so falsch, denn man hat von dort einen tollen Blick auf das alte Al Misfah. Alles richtig gemacht.
In der „Altstadt“ war eine Rennstrecke durch die steilen Gassen, Treppen und Gartenwege für den Downhill-durchs-Dorf-Wettbewerb abgesperrt. Da von subkontinentalen Fachkräften noch an allerlei Holzrampen rumgezimmert wurde, schlossen wir messerscharf, dass es noch etwas dauert. Wir schauten uns also erstmal im Dorf um. Die alten Steinhäuser sind malerisch in den Hang gebaut. Die Schatten spendenden Gärten werden durch Falaj-Kanäle gewässert. Sehr pittoresk, das Ganze.
Am Ende unseres Rundgangs nahmen wir eine Erfrischung (Qahwa, Datteln, Lemon-Mint-Juice) auf der Dachterasse des „Misfah Old House“ (bekannt aus Funk und Fernsehen) zu uns. Von dort konnten wir gut die Downhill-Strecke einsehen. Da tat sich aber weiterhin nichts. Zwischenzeitlich war der ehemalige italienische Nationalspieler Antonio Cassano samt Gattin und Kindern eingetroffen.
Kleiner Exkurs: Im Oman sieht man es gern, wenn Besucher kniebedeckende Kleidung tragen. Das war bei Frau Cassano durchaus gegeben. Ihre Hose gestattete, dank diverser vertikaler Schlitze an anderen Stellen, jedoch so viele Einblicke, dass sie ganz ohne Hose vermutlich besser angezogen gewesen wäre…

Nach diesem Intermezzo , während dem sich auf der Rennstrecke, ausser weiterem Rampengehämmer immer noch nichts tat, liessen wir Red Bull Red Bull sein und verliessen das „Misfah Old House“ und wenig später auch Al Misfah. Schöner Ort. Red Bull hat kaum gestört.

Der Rückweg nach Nizwa war ereignislos. Wir parkten auch hier am Ortseingang, weil wir uns nicht mit unserem Schiff in das Gassengewirr werfen wollten. In der letzten Unterkunft hatten wir das, was wir für die nächsten zwei Tage brauchten, schon ins Handgepäck gestopft und liefen damit zum Nizwa Heritage Inn. Die Koffer liessen wir im Auto. In der Inn-Lobby angekommen, wurden wir erstmal zu Qahwa und Datteln an ein Tischchen gesetzt. Unser Zimmer brauchte noch ein Viertelstündchen. Die wurde tatsächlich eingehalten. Der Rezeptionist führte uns persönlich hin.
Die Herberge verteilt sich auf mehrere Altstadthäuser. Wir waren im Erdgeschoss, in S12 untergebracht. S steht für den Hausnamen „Showatna“. Unser Zimmer befand sich zwischen sehr dicken Mauern hinter einer durch Vorhängeschloss gesicherten ca. 1,60m hohen doppelflügeligen Tür.  Das Bad war modern, die Klimaanlage war modern, die Möbel waren auf alt getrimmt, das Gemäuer war jahrhunderte alt und liebevoll renoviert. Es gab sogar ein Fenster! So’ne Art Schießscharte.
Once-in-a-lifetime-Unterkunft. Für eine Übernachtung allerdings 50 OMR zu verlangen, ist etwas sehr ambitioniert.  Und wir hatten zwei davon. Immerhin gab es Frühstücksgutscheine fürs Fort Nizwa Café.

Als letzter großer Besichtigungspunkt stand für diesen Tag noch das Nizwa Fort auf dem Plan. Für 5 OMR Eintritt (bisher 0 bis 500bz) musste das aber was sein. Das Fort ist das meistbesuchte Monument im Oman. Dieser Bau wurde Mitte des 17. Jahrhunderts auf den Resten einer Festung des 12. Jahrhunderts gebaut und war Regierungssitz einiger Imame, die damals den Oman regierten. Sehr weitläufige Anlage, die sicherlich zum Standardprogramm eines jeden Oman-Besuches gehören sollte.

Zeit fürs Abendessen. Wir wählten das „Nizwa Alkheer Trading and Solidarity“, das fussläufig zu erreichen war. Reis mit Lamm diesmal. Ich wollte eigentlich Kamel aber der Chef riet zu Lamm. War keine Offenbarung aber preiswert. Geschmack eher so mittel. Immerhin hatten wir das erste Ma(h)l Tischdecken aus aufgetrennten Mülltüten. Die gibts sonst nur, wenn direkt von der Auslegeware gegessen wird, Tippitop.
Auf dem Rückweg besuchten wir noch ein Kaufhaus für Alltagsgegenstände. Auch mal spannend. Ich will nicht vorgreifen aber ich habe mir schon mal einige Souvenirs raus gesucht, die ich dann am nächsten Tag erworben habe.

Zurück im Hotel fiel der Unfehlbaren auf, dass ihr Kamera-Ladegerät im Auto lag. Einen kleinen Spaziergang später konnte auch sie den Tag beenden.

2 Gedanken zu „Tag 6 – Nizwa und Umgebung“

  1. Mega…sehr kurzweilig und recht amüsant geschrieben( …die Fussballtante in Ihrem Höschen hätte ich gern gesehen, has’se Foto gemacht?-:)))
    Scheint echt ne gute Tour – weitermachen:-)

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