07.12.
Wetter in Seoul: 5°C – sonnnig
Strecke gelaufen: 10,3 Km
5:15 Uhr war Aufstehen befohlen. Nicht von mir aber von meiner inneren Uhr. Die konnte ich gegen 2 Uhr nochmal überreden, weiter zu schlafen . Um 5 war ich dann aber endgültig wach.
So konnte ich dann erst mal diesen Blog auf Vordermann bringen. Das hat so 2 1/2 Stunden gedauert. Dann ging es zum Frühstück. Das Buffet war im Hotelrestaurant grosszügig über die gesamte Räumlichkeit verteilt und liess kaum Wünsche offen. Ich habe dann mal mit einem kleinen Joghurt angefangen, gefolgt von Wet Udon-Nudeln. Gut, dass es hier ordentlich handhabbare Holzstäbchen gibt. Mit koreanischen Metallstäbchen hätte ich zu der frühen Stunde vermutlich ein Unglück auf meiner Oberbekleidung angerichtet. Zumal Udon-Nudeln schon ohne Suppe eine recht glitschige Angelegenheit sind.
Derart gestärkt habe ich den Shuttlebus des Hotels genommen, der stündlich u.a. nach Insadong fährt, einen Stadtteil der für seine Kunstgalerien und Kunsthandwerkläden berühmt sein soll.
Leider bin ich von Busstop in die falsche Richtung gerannt und im Brautschmuckladenviertel gelandet, das auch schon bessere Zeiten erlebt hat. Hier war alles etwas runtergekommen und hatte einen fast kleinstädtischen Charakter. Durchaus interessant aber nicht ganz das, was ich erwartet hatte…
Anstatt einen Blick auf die Karte zu werfen, bin ich erstmal weiter geradeaus gerannt, bis ich an eine Palastmauer kam. Dort beschloss ich, an der Mauer lang zu gehen Irgendwann musste ja der Eingang kommen. In Seoul sind Palastanlagen allerdings etwas ausschweifendere Veranstaltungen, sodass ich schon mal ein Kilometerchen unterwegs war. Wie sich herausstellte war die Mauer eher eine Parkmauer. Bei erster Gelegenheit, in den Park zu kommen, standen einige wegen Renovierung verpackte Gebäude, die dem Park einen wenig einladenden Charakter verliehen.
Von diesem Augenblick an beschloss ich, regelmässig den Reiseführer zu konsultieren. Intuition ist zwar ganz nett, aber bei Erstbesuch einer Stadt wie Seoul hat sie kläglich versagt.
Glücklicherweise gab es in der Nähe den Changdeok-Palast. Den konnte ich allerdings nur von aussen bewundern, weil montags Ruhetag ist. Da hatte ich wohl gerade einen Lauf….
Weiter nach Westen zum Gyeongbok-Palast, ist ja nicht wie bei armen Leuten in Seoul. Der Gyeongbokgung (Gung bedeutet Palast) ist die grösste und bekannteste unter den fünf Anlagen in Seoul.
Ich kam rechtzeitig zur 13:00-Uhr-Wachablösungszeremonie dort an. Ein eher buntes Spektakel, das erst seit wenigen Jahren (1996) stattfindet. Der Ablauf und die Uniformen und Waffen wurden anhand alter Quellen aus dem 15. Jahrhundert exakt rekonstruiert. Das ist zwar sehr beeindruckend aber ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Wenn dazu „Kölle alaaf“ gespielt worden wäre, hätte mich das nicht im Geringsten gewundert.
Die Zeremonie dauerte ca. eine viertel Stunde. Danach verlief sich die, in Anbetracht der Off-Season, recht große Zuschauermenge. Ich hätte gedacht, die strömen nun alle in den Palast. Vielleicht waren sie auch schon vorher drin. Jedenfalls war an der Kasse wenig Andrang. In nullkommanix hatte ich ein Ticket für 3.000 KRW gelöst und den Eingang passiert. Für 13:30 Uhr wurde eine einstündige Tour angeboten, an der ich teilnahm.
Die Anlage ist riesig und höchst sehenswert. Vor ähnlichen Palastbauten, wie der ewigen Stadt in Peking braucht sie sich, meiner Meinung nach, nicht zu verstecken.
Ein klitzekleines Manko gibt es allerdings (wenn man zu den 1000-prozentigen gehört, für die nur altes wahres ist). Die ganze Anlage ist brandneu. Ursprünglich im frühen 15. Jahrhundert fertig gestellt, wurde der Gyeongbokgung im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört und umgestaltet. Zuletzt blieb im Koreakrieg in ganz Seoul kein Stein auf dem anderen.
1989 wurde beschlossen, die Anlage innerhalb von 40 Jahren komplett und vor allem originalgetreu wieder aufzubauen. Das hat die UNESCO anscheinend derart beeindruckt, dass sie den Gyeongbokgung 1997 in die Liste der „World Heritage Sites“ aufgenommen hat. Bevor ich hier noch weiter seitenweise ins Schwärmen gerate, lasse ich es mal gut sein.
Die Führung wurde von einer jungen Dame in Nationaltracht vorgenommen, die sich als sehr sachkundig erwies. Man konnte ihren englischsprachigen Ausführungen hervorragend folgen! Wenn Ihr mal da seid, unbedingt mitnehmen, die Führung!
Inzwischen war es fast 15:00 Uhr und ich hatte ein Hüngerchen. Im Reiseführer wurde der Tongin-Markt für einen Imbiss empfohlen, der fussläufig zum Gyeongbokgung lag. Vor und in den Imbissbuden drückten sich eine Menge Schulmädchen herum, die fleissig den angebotenen Speisen (hauptsächlich so eine Art Fingerfood) zusprachen und per Smartphonekamera in alle Welt verschickten. Foodporn at its best!
Ich entschied mich für ein kleines Restaurant, das anscheinend hauptsächlich zu dämpfendes, wie Teigtaschen und gefüllte Brötchen anbot. Vor dem Laden war der Dämpfmeister am wirbeln. Die Küchenmannschaft im Restaurant bestand aus drei älteren Damen, die alles im Griff zu haben schienen.
Im etwa zur Hälfte gefüllten Restaurant gab es ca. 15 Sitzplätze. Englisch war schwierig. Bestellungen wurden anhand der viersprachigen, bebilderten Speisekarte aufgenommen. Das hat tadellos geklappt, Ich habe zwei mal (in Erwartung von maximal vier Stück) Teigtaschen und einen mit Gemüse gefüllten Buchweizenpfannkuchen bestellt.
Als Standardbeilagen wurden mir eine Flasche Wasser, Kimchi, Zwiebeln und eingelegter Kürbis(?) auf den Tisch gestellt. Stäbchen (ja, erstmals die Metallstäbchen) nahm ich auf Anweisung der Chefin aus einer Schublade am Tisch. Für die Rubrik „experimentelles Trinken“ bestellte ich noch eine Flasche Makgeolli (trüber, sprudelnder Reiswein mit ca. 5% Alkohol), die mir gut gekühlt mit einem (vermutlich traditionellen) Trinknapf aus Blech gebracht wurde,
Das Essen erwies sich als sehr reichhaltig. Es wurden nämlich nicht je vier, sondern insgesamt20(!) Teigtaschen serviert. Jeweils 10 mit Kimchi und Fleischgemüse-Füllung. Das war nicht zu schaffen. Da ich im Laufe dieses Lunches festgestellt habe, dass mir warmer Kimchi nicht so sehr zusagt, liess ich den größten Teil der Kimchitaschen stehen. Der frische Kimchi war recht scharf und knofelig (halb Kohl, halb Chili, halb Knoblauch).
Buchweizenpfannkuchen und Teigtaschen waren köstlich (Pfannkuchen, Fleisch-Gemüse-Taschen). Den warmen Kimchi lassen wir von nun an in jeder Form weg. Die Handhabung der Metallstäbchen hatte ich mir schwieriger vorgestellt. Trotzdem habe ich weiterhin meine Reisestäbchen für den Notfall dabei…
Makgeolli scheint mir so ein typisches Urlaubsgetränk zu sein. Schmeckt ganz gut im Herkunftsland, der mitgebrachte schmeckt dann aber zuhause so gar nicht. Finger weg!
Pappsatt habe ich für den Tisch voll Speisen und Getränke moderate 15.000 KRW bezahlt.
Vor dem Markt nahm ich ein Taxi zum Hotel, das wegen der Rushhour 7.000 KRW kostete. Immer noch ein Schnäppchen.
Im Hotel habe ich dann erstmal ein Nickerchen gemacht.
Danach bin ich in die Lounge und habe trotz nachhaltiger Sättigung noch etwas Feigen-Gebäck und Milchreis draufgefüllt. Den Abschluss des Tages bildete der traditionelle ( ab 2x ist es eine Tradition) Wodka-Tonic mit zwei Fingern (Zeige- und kleiner Finger) breit Wodka. Wenn sich die zuständigen Personen des Hotels fragen, warum da seit wenigen Tagen immer so große Löcher in der Absolut-Flasche sind, jetzt wissen sie es!
Dim Sum auf koreanisch. Klingt gut, was Du da hattest. Bei den Mengen wäre ich auch noch mit satt geworden …
Bin gespannt, was Du an Tag 4 erleben wirst. DMZ? Bitte keine diplomatischen Verwicklungen. Obacht… 😉
Bassd scho. Habe nichtt gen Norden gewunken oder gezeigt. Nur ein Mal in die falsche Richtung fotografiert
Laui, Dein Blog ist super! Ich freue mich schon auf den nächsten.
Kann es sein das du dir wie im Land der Zwerge vorkommst?
Das klingt nach einem gelungenen Tag! Genieß den Wodka zum wohlverdienten Feierabend :o)
Erster:)….ein Genuss, ganz viel Spaß:)