08.12.
Wetter in Seoul: 7°C – wolkenlos
Strecke gelaufen: 12 Km
Schlafen konnte ich bis 6 Uhr. Ich groove mich langsam rein in die Zeitumstellung.
Nach dem unspektakulären kontinental gehaltenen Frühstück, habe ich dieses mal den Shuttlebus eine Stunde früher erwischt. Wenn man in Insadong dann an der Bushaltestelle in die richtige Richtung abgeht, wird die Gegend sehr nett. Ich bin auf Anregung des Reiseführers in die Isandonggil abgebogen, eine verkehrsberuhigte Straße, in der sich tatsächlich reichlich Galerien, Kunsthandwerksläden und geschmackvolle (NOT! – koreanische Flaggensocken anyone?) Souvenirläden befinden. Mit dem Ssamziegil-Komplex gibt es dort noch eine Art Mall.
Etwas nervig waren die Schülerhorden, die dort ihre Freistunde/Pause (?) verbrachten und die umliegenden Fressbuden enterten, Selfies und sonstige Fotos mit Victoryzeichen machten und wild schnatterten. Warum eigentlich machen alle (isso!) Asiaten auf allen Arten von Fotos das Victoryzeichen?
Insgesamt allerdings eine sehr nette Gegend. Werde da Donnerstag am späten Nachmittag noch mal vorbeischauen.
Am Ende der Isandonggil war der buddhistische Jogyesa-Tempel, den ich auf dem Programm hatte, nur noch einen Block entfernt.
Es handelt sich um eine recht große Anlage, die wie reingeschossen in den sie umgebenden Parkplatz wirkt. Am Tempel war großes Spektakel angesagt. Rund um den Block parkten ca. 20 Polizeibusse und diverse weitere Polizeifahrzeuge. Wenn ich Busse sage, meine ich nicht die sprinterartigen, wie sie bei uns zu Fussballspielen, Demos etc. auffahren. Ich meine Reisebusse. An allen Tempelzugängen standen Polizisten in großer Anzahl.
Rund um den Eingangsbereich des Tempels waren etwa 10, wenn nicht mehr, Fernsehteams, 25 Fotografen und einige sich unauffällig gebende durchtrainierte Herren in schwarzen Northface-Jacken postiert, als würden sie auf jemanden warten. Da mein Zeitplan nicht so eng gestrickt war, gesellte ich mich nach der Tempelbesichtigung (die Gebäude erinnern vom Stil her an den Gyeongbokgung, im Inneren der Haupthalle befinden sich ein paar große Buddhastatuen. Insgesamt aber nichts, was einen in Entzücken versetzen würde) zu den wartenden Menschen. Gut, dass ich eine schwarze Northface-Jacke trug und somit kaum auffiel…
Wenig später Auftritt des hiesigen Polizeichefs, begleitet von großer Hektik der Presseschar. Er eilte schnellen Schrittes in die Haupthalle, eilte nach drei Minuten wieder raus und hielt vor dem Tempeltor eine improvisierte Pressekonferenz ab, bevor er in einem zivilen Kleinbus entschwand. Dauer der gesamten Aktion: etwa 10 Minuten. Die Hälfte der Pressevertreter und wenige Polizisten entschwanden daraufhin ebenfalls. Ansonsten tat sich nichts. Es schien also nicht darum zu gehen, dass der Polizeichef unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit, zum wöchentlichen Gebet erscheint.
Sehr rätselhaft!
Ich setzte mich noch ein Viertelstündchen in die Sonne aber es blieb dabei. Viele Polizisten und viele Journalisten und keine weitere Action.
So trollte ich mich Richtung Downtown, wo noch etwas Besichtigungsprogramm auf mich wartete. Im sich südlich an Junghakdong, wo sich der Jogyesa-Tempel befindet, anschliessende Viertel Jeongdong ist die City Hall angesiedelt.
Insgesamt handelt es sich um eine typische globale Großstadtlandschaft mit einigen städtebaulichen Spezialitäten. So gibt es zum Beispiel einen sehr schönen Blick von der City Hall auf den im Norden liegenden Gyeongbokgung mit dahinter liegenden Bergen.
Zur Mittagspausenzeit war im ganzen Viertel gut was los. Ich habe mich deshalb erstmal für unverschämte 1.000 KRW Eintritt in das Deoksugung-Areal verzogen, das sich schräg gegenüber der City Hall an der Seoul Plaza befindet. Hey, noch’n Palast!
Dieser Palast ist der kleinste und neueste (spätes 16. Jahrhundert) unter Seouls königlichen „Gungs“. Sehr nett und übersichtlich, mit einigen ehemaligen Botschaftsgebäuden aus dem frühen 20.Jahrhundert am westlichen Ende. Erhaltene Bebauung aus dieser Epoche findet man ansonsten eher selten in Seoul. Insgesamt eine Oase der Ruhe im Großstadtdschungel. Zur Hauptsaison oder Schulklassengroßkampftagen mag das anders aussehen.
Zwischenzeitlich war es späte Mittagszeit. Eine Mahlzeit musste her. Fündig wurde ich in einem kleinen Reis- und Nudelhaus direkt neben dem Palasteingang. Auf der Zeigekarte habe ich mir eine Portion gebratenen Reis ausgesucht, der mit einem Nudelsüppchen und dem allgegenwärtigen Kimchi serviert wurde. Sehr schmatzig das Ganze und mit 5.500 KRW überaus günstig.
Als ich fertig war, wurde vor dem Palasttor die dortige Wachablösung aufgeführt, die ähnllich bunt und pompös wie am Gyeongbokgung war. Das habe ich mir ein wenig angesehen. Immer darauf bedacht, keinen Selfiestick ins Auge zu bekommen oder von einer begeisterten fotowütigen Horde Chinesen über den Haufen gerannt zu werden, die bei der Aussicht auf ein gutes Motiv alle Hemmungen fallen lassen. Normalerweise prallen die zwar ab, aber in großen Mengen werden sie doch schon zum Problem.
Inzwischen war es nach drei und ich brauchte einen Kaffee. Ich machte mich also Richtung Myeongdong auf. Hierbei handelt es sich um DAS Shoppingviertel Seouls. Da mir nicht so sehr nach Shopping war, habe ich mich in eine Filiale von „TomNToms Coffee“ gesetzt, eine der einheimischen starbucksartigen Ketten, von denen es in Seoul nur so wimmelt. Nach einigen sprachlichen Schwierigkeiten. „One Cappuccino for here please“. „In Ka?“, wus? (hier schritt der Kollege des Barista ein, der den Aufbaukurs „englische Aussprache“ wohl mit Bravour bestanden hat) „In a cup, sir?“ Jo. Barista: „Ha o co?“ wus? „Hot or cold, sir?“ „Hot please, it’s cold outside *zwinker*“. Verständnislose Blicke. „HOT!“. Los gings. Schwierige Geburt.
Für einen Koreaner muss englisch lernen der Horror schlechthin sein. Schrift, Aussprache, alles doof. Aber alle probieren es und legen dabei eine große Disziplin an den Tag.
Da sind wir Deutschen mit unserer TieÄitsch-Schwäche doch noch ganz gut bedient.
Nach der genommenen Hürde war der Cappuccino, der stolze 4.700 KRW kostete, gleich doppelt so gut. Dazu gabs noch freies WLAN. Ein Traum…..
Inzwischen war später nachmittag und ich beschloss, da ich auch leidlich fertig war, die zwei Kilometerchen zum Hotel zu Fuß zurück zulegen. Dort habe ich in der Lobby-Bar einen meiner Fassbiergutscheine eingelöst.
Hier drohte ein Meeting unter Geschäftsleuten zu eskalieren. Einer der Anwesenden stellte anscheinend fest, dass er von einem anderen noch keine Visitenkarte bekommen hatte. Betroffene Gesichter aller orten. Der drohende Gesichtsverlust konnte durch schnelles Überreichen einer Karte unter tiefen Verbeugungen und Händeschütteln vermieden werden. War knapp!
Nach kurzer Ruhepause auf dem Zimer habe ich dan den Tag in der Lounge bei Buffet und Wodka-Tonic beendet…
„schu no mi“ – Mit Zucker ohne Milch… 😀
Mi? Im Cappu?
Grossartig,die Nummer in dem Koffie Shop
Ich lach mich weg-:)
Freu mich schon auf weitere lustige Geschichten….
Danke ex-Geburtstagskind. Mal sehen, wie es morgen mit Free-Wifi weitergeht…
Oh Laui, Deine Schilderungen sind köstlich. Ich glaube, diese Ecke kann ich auf meiner to do Liste streichen.
Auf keinen Fall…. Viel zu nett hier