09.12.
Wetter in der DMZ: 8°C – anfangs Nebel, später sonnig
Strecke gelaufen: 8 Km
…LFC, BVB olé olé. Der Titel für meine Tag-5-Erlebnisse erinnert vage an ein Lied der fantastischen Vier.
Dabei handelt es sich lediglich um die politischen Konstrukte in die ich im Vorfeld bei“Seoul City Tour“ einen Tagesausflug gebucht hatte.
Heute ging es an und in die DeMilitarized Zone und dort in die Joint Security Area. Es handelt sich, zusammen mit der MDL (militärische Demarkationslinie) um das Grenzgebiet zwischen Nord- und Südkorea, das von der Waffenstillstandskommission MAC (Military Armistice Commission) verwaltet wird. Die MAC besteht aus Vertretern beider Seiten. Genug Stoff für eine Neuauflage von „MfG“…
Da die ganze Situation recht kompliziert ist, empfehle ich für tiefschürfendere Analysen den lesenswerten Wikipedia-Artikel zum Thema.
Um 7:40 Uhr wurde ich von einem Fahrer mit einem PKW abgeholt. Nachdem wir am „Grand Hyatt“ noch einen netten Amerikaner (Dave? Sch… Namensgedächtnis) eingesammelt haben, ging es dann weiter zum Treffpunkt mit einem Reisebus, der schon gut gefüllt war. Hier wurden wir von Rebecca (Name gemerkt, Strike!), unserer Vormittags-Reiseleiterin, in Empfang genommen. Da wir die letzten waren, ging es auch gleich los.
Nachdem wir Seoul in Richtung Norden verlassen hatten, fuhren wir an der Küste entlang zur DMZ. Leider war es etwas nebelig. Man sah also unterwegs eher wenig von der Gegend.
Das Vormittagsprogramm bestand aus folgenden Punkten:
- Imjingak Park und Freedom Bridge
Hier kann man eine von Kugeln durchsiebte und nun verrostete Lokomotive, als Friedensmahnmal besichtigen. Ausserdem gibt es noch ein Denkmal für die von der Teiliung getrennten Familien. Über die Freedombridge kamen südkoreanische Kriegsgefangene aus dem Norden zurück.
- The 3rd infiltration Tunnel – DMZ Theater / Exhibition Hall
Rund um den Ausgang des dritten (entdeckten) Tunnels, durch den die Nordkoreaner versucht hätten,im Süden einzufallen, gibt es eine interessante Ausstellung und eine Filmvorführung. Letztere fand aufgrund technischer Probleme gerade nicht statt. Den Tunnel selber habe ich mir ob der Enge und leichter Klaustrophobieanwandlungen geschenkt.
- Dora Observatory
Eine auf einem Berg gelegene Beobachtungsstation, von der man einen hervorragenden Überblick über die DMZ haben soll. Wenn es nicht zu diesig ist, sieht man sogar was, heisst es! - Dorasan Station
Ein hochmoderner, leicht überdimensionierter Bahnhof an derStrecke Seoul – Pjöngjang, der mitten ins Nirgendwo geklatscht wurde. Endhaltestelle zweier Züge täglich aus Seoul. Und das wars erstmal. Falls es irgendwann zu Annäherungen mit Herrn Kim kommen und die Bahnstrecke wieder eröffnet werden sollte, ist man sowas von vorbereitet. Sieht aber gerade schlecht aus. Im Falle einer Wiedervereinigung sähe es wiederum fürden Bahnhof schlecht aus. Den braucht dann kein Mensch mehr.
Das Nachmittagsprogramm hatten nur sehr wenige der Mitreisenden gebucht. Vermutlich, weil man bei der Buchung drei Tage Vorlauf für ein Securityscreening braucht.
Wir wurden also von der Gruppe separiert, die dann nach Seoul zurück fuhr und mit den JSA-Besuchern anderer Reisegruppen zu einer neuen Gruppe zusammen gewürfelt.
Die neue Reiseleiterin, deren Namen ich vergessen habe, hat uns dann erstmal gebrieft.
Erster Programmpunkt war Mittagessen in einer typischen Reisegruppenabfüllstation. Das Essen, Bulgogi (dünne Rindfeischstreifen mit Frühlingszwiebeln in Sojasauce), war aber recht lecker. Eigentlich hiess es, dass es Bibimbap („Reis gemischt“) gäbe. Deshalb hatte ich Bulgogi schon zum Frühstück. Irgendwas ist ja immer…
Im Anschluss sind wir durch eine Passkontrollstation in die DMZ hinein gefahren. Vorbei an Unification Village und Kaesong fuhren wir direkt ins „Camp Bonifas“, eine ehemalige Anlage der US Army in der JSA („The United Nations Command Security Battalion-Joint Security Area (UNCSB-JSA)“, Wow!).
Das Camp wurde vor einigen Jahren an die südkoreanische Armee, die dort eigene JSA-Truppen unterhält, übergeben. Für die geführten Touren werden jedoch noch MPs der o.g. Truppe abgestellt. Wir bekamen Private Webb zugeteilt, einen recht schweigsamen jungen Mann, der zunächst unsere Pässe kontrollierte und uns dann überall hin begleitete. Nach dem Briefing (nicht gestikulieren, nicht nach Norden zeigen, nur nach Aufforderung fotografieren), wurden wir dann in UN-Busse verfrachtet. Die Busse fuhren mit einer Militäreskorte in Form eines koreanischen Jeeps die Rundtour:
- Freedom House und Conference room direkt an der Demarkationslinie.
Jede Seite hat gegenüberliegende mehrstöckige Gebäude, die den Konferenzbereich überblicken errichtet.
Zwischen diesen Gebäuden „Freedom House“ im Süden, „irgendein anderer Quatschtitel“ im Norden liegen die alten blau gestrichenen Konferenzbaracken. An und in den Baracken führt jede Seite für ihre und die gegnerischen Besuchergruppen eine militärische Hokuspokusshow auf. Sehr interessant. Die Nordkoreaner waren allerdings heute recht lustlos. Nur ein Wachmann stand vor dem Gebäude im Norden. Schade!
Die Baracken stehen mitten auf der Demarkationslinie. Da mansich als Besucher in der mittleren Baracke frei bewegen darf, war ich dadurch 1-2 Minütchen in Nordkorea.
- Bridge of no Return.
Über diese Brücke wurden nach dem Koreakrieg Kriegsgefangene ausgetauscht. Einige Nordkoreaner wollten allerdings lieber im Süden bleiben… - Ax Murder Incident Area.
Hier fällten 1976 zwei US-Soldaten, einen Baum, der einem Kommandoposten die Sicht versperrte. Sie wurden während der Aktion von nordkoreanischen Soldaten mit Äxten und Messern getötet. Das führte zu allerlei Verwicklungen und Schuldzuweisungen. Ganz genau wurde aber wohl nie geklärt, warum Nordkoreaner mit eher archaischem Kriegsgerät auf die US-Sodaten los gegangen sind.
Eine Reaktion auf diesen traurigen Zwischenfall war jedenfalls, dass die gegnerischen Truppen jeweils nur noch auf Ihrer Seite der Demarkationslinie bleiben durften.
Fazit für den Nachmittag: Sollte man auf jeden Fall mit gemacht haben. Meine Eindrücke schwanken zwischen bedrückend, beängstigend und lächerlich (und das trotz einer ausgesprochenen Affinität zu allem Militärischen). Kindergartenspiele auf dem Pulverfass.
Nach der Tour hatten wir im Camp Bonifas, das übrigens nach einem der Axtopfer benannt wurde, noch die Möglichkeit, einzigartige Souvenirs zu erwerben. Meine imposante Souvenirsammlung wird nun durch eine JSA-Tasse, eine Kappe und zwei Abzeichen erweitert…
Dann ging es auf direktem Wege zurück nach Seoul, wo die Tour am Lotte-Hotel in City-Hall-Nähe endete. Dort machte ich noch eine kleine U-Bahn-Fahrt und einen Abendspaziergang zum Hotel, wo es den üblichen Wodka-Tonic gab.
besserspätalsnie
Das ist ein schön geschriebener, sehr unterhaltsamer Blog. Lese sehr gerne, bin neuer Follower, daher steht der Werbefinanzierung der nächsten Reise,…weniger entgegen.
Trinke einen Rotwein auf dich, nehme an Du stößt mit mir in …..gleich wieder mit Kaffee an. :-)))
da bekommt man Lust…
thorsten fragte, ob es nächste Woche wieder das tolle Gericht mit dem Koriander gibt, dann würde er evtl. kommen 🙂
Komm gut zurück…
Bibimbap – koreanisches Gericht aus Hessen
Bulgogi – auch Bulldoggi geschrieben und erinnert an…. 😉
Dieser Bahnhof ist wirklich der Hammer. So, als ob man in der BRD damals in Helmstedt vorsorglich einen ICE- Bahnhof hingestellt hätte. Schilda lässt grüßen…
SIBEHSG (sehr interessanter Blogeintrag, hat Spaß gemacht) 😃
FMSADN (freu mich schon auf den nächsten)
Bibimbap…-:)
Das ist mein Lieblingswort in diesem Artikel.
Ansonsten, interessanter GeschichtsTrip…,o
😂😂😂😂😂