Mi, 03.04.2019
Wetter: bis 16°C – heiter
Im Hotelpreis war kein Frühstück enthalten. Auf dem Weg zum Campus hielten wir bei Andy’s Restaurant in Highland Falls. Es gab endlich mal amerikanisches Frühstück mit Eggs any style, Speck, Toast, etc. Danach brauchten wir erstmal keine weitere Mahlzeit und unsere Klamotten rochen bis zum frühen Vormittag nach gebratenem.
Das West Point Visitor Center war nur noch wenige hundert Meter entfernt. Wir wollten um 10:15 Uhr an der geführten Tour (1 Std 15 Min) über den Campus teilnehmen. Das ist die einzige Möglichkeit um überhaupt aufs Gelände zu kommen.
Exkurs:
Die USMA (United States Military Academy) in West Point ist die Hochschule der U.S. Army. Air Force, Navy/Marines (kommt noch) und Coast Guard haben eigene Akademien.
Um in West Point für die Aufnahmeprüfung in Frage zu kommen, benötigt man als 17- bis 23-jähriger US-Bürger die persönliche Empfehlung eines Kongressabgeordneten ( vom Präsidenten oder Vizepräsidenten geht auch). Wie schwer oder einfach man da dran kommt, wird nicht näher ausgeführt.
Exzellente Highschoolnoten und ein einwandfreies Führungszeugnis sind zusätzlich nötig. Körperliche Fitness ist selbstverständlich. Unverheiratet und kinderlos sollen sie auch noch sein.
Von 11.000 jährlichen Bewerbern werden 1.300 genommen. Die müssen sich für 8 Jahre (5 aktiv + 3 als Reservisten) verpflichten, haben danach exzellente Jobchancen in der freien Wirtschaft und ein geistig und körperlich stark forderndes Studium für umme. Gibt sogar noch Geld raus…
Der Absolvent mit Abschluss Bachelor und Rang Second Lieutenant, befindet sich in illustrer Gesellschaft. Zwei spätere US-Präsidenten, so ziemlich alle bekannten späteren Army-Generäle, und ein paar Astronauten waren in Westpoint.
Vor der Tour schauten wir uns die sehr gut gemachte Ausstellung im Visitor Center halb an. Dann war es 10:15 Uhr und wir wurden von Arthur, unserem Tour-Guide, zum Bus gebracht. Insgesamt waren es etwa 12 Teilnehmer für die 30-Personen-Tour. Vorsaison.
Erster Stop war, nach Passieren von zwei Checkpoints, die protestantische „Westpoint Cadet Chapel“ von 1911, die für meinen Geschmack etwas zu groß für eine „Kapelle“ geraten ist. Wenn ich richtig recherchiert habe, hat die Chapel 1.500 Sitzplätze (Kölner Dom 1.200).
Die Orgel hat übrigens mit 23.500 die weltweit meisten Pfeifen in einem Sakralbau. Da staunt der Laie.
Nach Besichtigung der Kapelle fuhren wir weiter zum Trophy Point. Da gab es einiges zu sehen. Kadetten, die auf dem Sportplatz das Golfspiel trainierten, einen phantastischen Blick über das Hudson-Tal und allerlei Kanonen, die den Gegnern bei allerlei Kriegshandlungen abgenommen wurden.
Ruckzuck war die Stunde und 15 Minuten auch schon rum. Arthur, ein Vietnam-Veteran, der aus der Gegend stammte, erwies sich als kundiger Führer, der die Geschichte von Westpoint mit allerlei Geschichten von Absolventen aufzulockern wusste. Das alles hier wiederzugeben, würde den Rahmen abersowasvon massiv sprengen.
Wir fuhren durch die Checkpoints zurück zum Visitor Center und vollendeten dort den Gang durch die Ausstellung. Da es direkt nebenan lag, nahmen wir noch das West Point Museum mit, das Arthur als das beste Militärmuseum in den Staaten bezeichnete.
Im großen und ganzen empfanden wir das Museum als etwas in die Jahre gekommene, lieblos drappierte Ansammlung von Beutestücken (u.a. der original Marschallstab des Reichsjägermeisters Hermann G.) und eigenen Ausstellungsstücken, die man im Keller gefunden hat. Aus dem ganzen Kram könnte ein kundiger Kurator sicherlich eine tolle zeitgemäße Ausstellung zusammenstellen. Wie man (Achtung Spoiler!) es ordentlich krachen lässt, zeigen die Marines mit ihrem modernen Museum in Triangle, VA.
Den Nachmittag verbrachten wir im nahe gelegenen Woodbury Common Premium Outlet, einem der größten Outletcenter der Welt.
Funfact: Um bequem und schnell von Downtown Manhattan dorthin zu kommen und 25% zu sparen, kann man einen Heli-Shuttle für eine mittlere dreistellige Summe chartern.
Das Abendessen nahmen wir in Highlandfalls gegenüber vom West Point Visitor Center ein. Bei „Sushi King“ gab es, wie der Name schon sagt, wohlschmeckende authentische koreanische Spezialitäten.
Bleibt also festzuhalten: In Westpoint gibt es weltweit die meisten Pfeifen
Macht Spass zu lesen…